KW-Simmering getriebeseitig leckt, Hilfsrahmen durchgerostet

  • Hallo liebe Astra F-Spezialisten,

    ich bin auf das Forum gestoßen und sehr beeindruckt, was hier durch das fundamentale Wissen Eurerseits alles wieder belebt werden kann und jetzt in der positiven Hoffnung, dass ev. meinem fahrbarem Untersatz dies auch etwas zu Gute kommt – wäre super!

    Habe selbst bei dem älteren Stück in den letzten fast 18 Jahren vieles selbst instandgesetzt, wie Zahnriemen , 2xZKD mit 1x planen lassen, Hydrostößel, Domlager, Federn vorn, Bremsscheiben, Dreieckslenker, Spurstangenköpfe, Traggelenke etc.., vieles auch schon mehrmals.

    Motor läuft tadellos – Ölverbrauch ca. 0,5l auf 10Tkm. Leider werden die Rostansätze auch nicht weniger, aber aktuell noch akzeptabel.

    Ich hab mich heute morgen mal unter meinem geliebte Gefährt Astra F Caravan BJ 95/x16SZ mit ca. 300Tkm - seit 2006 in meinem Bestand - drunter gelegt und doch einige größere Themen sehen müssen, die mir tws. auch schon bekannt waren:

    1. Neu - die rechte Antriebswelle scheint nicht mehr richtig im Getriebe zu stecken, hab sie aber auch nicht rein bekommen.
    2. Der Hilfsrahmen ist auf der linken unteren Seite durchgerostet (war bei der letzten HU 05/2022 schon etwas auffällig). Den muss ich wohl wechseln.
    3. Das Ausrücklager macht im kalten Zustand schon leichte Geräusche (1. Kupplung und A-Lager noch drin).
    4. Desweiteren leckt der Kurbelwellensimmering auf der Getriebeseite (mit LecWec besser geworden, aber immer noch nicht ganz dicht).

    Ich habe leider keine Möglichkeit, eine Hebebühne zu nutzen. Unterstellböcke, fahrbarer Wagenheber, Motorbrücke sowie Auffahrrampen sind im Bestand.

    Zu 1. hatte vor ca. 2,5 Jahren einen Unfall, wo mir einer von links die Frontpartie demoliert hat, u.a. Abschleppöse seitlich abgerissen, Getriebe lies sich nur noch im 3-5 Gang schalten (im Getriebe war eine Schaltebene unter der Schaltkulisse nicht mehr in Grundstellung). Vielleicht ist die Welle da mit rausgerutscht?

    Zu 2. Sehr wichtig: Ist der Wechsel des Hilfsrahmens ohne Hebebühne machbar und was sollte man unbedingt dabei beachten? Welche Erfahrungen gibt es ? Welche Probleme sind beim Lösen der „dicken“ Schrauben zu erwarten und …?

    Zu 3. Es soll gleich ein neuer Kupplungssatz eingebaut werden.

    Zu 4. Wenn das Getriebe schon mal neben dem Auto liegt – so denk ich mal, würde ich gern den Kurbelwellensimmering wechseln. Ist da mit einer eingelaufenen Kurbelwelle zu rechnen? Wo sind Probleme zu erwarten und was sollte unbedingt beachtet werden? Sind Spezialwerkzeuge erforderlich?

    Ich würde mich sehr freuen, wenn einige Hinweise, Tipps und Erfahrungen Eurerseits berichtet werden könnten.

    Vielen Dank im voraus und mit besten Grüßen

    Andre

  • Caravan1195 2. April 2024 um 19:18

    Hat den Titel des Themas von „KW-Simmerung getriebeseitig leckt, Hilfsrahmen durchgerostet“ zu „KW-Simmering getriebeseitig leckt, Hilfsrahmen durchgerostet“ geändert.
  • Es kann tatsächlich sein daß die Antriebswelle bei einem Unfall vorne raus"rutscht", selbst schon gesehen. Die sollte eigentlich , wenn man sie etwas weiter rauszieht und mit Schmackes wieder einpatscht, wieder im Getriebe einrasten. Da müßte schon der Sicherungsspannring am Zapfenende der Welle defekt sein, wenn es nicht so ist. Oder ein anderer Defekt - wie z.B. ein stark deformierter Querlenker oder ein anderes deformiertes Teil der Achsaufhängung. Aber das siehst du ja spätestens wenn du im Zuge des Kupplungswechsels das Schaltgetriebe ausbaust. Da müßen beide Antriebswellen ohnehin raus.

    Ich empfehle, um gleich weiter in die nächste Reparaturfolge einzusteigen: neue Simmerringe Antriebswellen, Simmerring Getriebeeingangswelle, neue Kunststoffbuchsen des Kupplungshebels (und die mit Plastilube versehen). Öl ablassen über Getriebedeckel unten (benötigst neue Dichtung dazu), neues Getriebeöl und ich persönlich rate zu Additiv ( Liqui Moly 2X 1040 Getriebeoil-Additiv Getriebeöl 20g : Amazon.de: Auto & Motorrad ).


    Kupplungssatz nach Fahrgestellnummer bestellen, mit (Ausrücklager!), am besten LUK oder Sachs. Schwungscheibe ab, Kurbelwellensimmerring vorsichtig wechseln, nur hochwertige Ringe kaufen (Reinz, FEBI, Elring). Unbedingt NEUE Schwungradschrauben verwenden, mit Loctite mittelfest (blau) versehen und mit Drehmoment anziehen. Entgegen der weitverbreiteten Meinung ziehe ich die im Uhrzeigersinn an, statt über Kreuz! Schaltgestänge u. Umlenkpunkte mit Ballistol ölen und schmieren wirkt Wunder (auch am Ganghebel innen). Zentrierdorn für Kupplung nicht zwingend erforderlich, wenn du die Druckplatte mit gutem Augenmaß zentriert anschraubst.


    Vorderachsträger erneuern: Kriegst teilweise schon sandgestrahlt und neu grundiert/lackiert auf ebay, zu christlichen Preisen. NEUE Schrauben verwenden. Dürften eventuell mikroverkapselt sein.

    Die alten Schrauben: Vorher die Gewinde/Gegenstücke mit Ballistol gut einsprühen und NICHT mit Schlagschrauber lösen. Sachte, mit ausreichend Verlängerung oder gleich mit der 1" Ratsche öffnen.

  • Hallo,

    das sind doch schon mal super Hinweise – vielen Dank!!!

    Zur Antriebswelle: Die Querlenker sind bei dem Crash nicht beschädigt worden (wurden danach aber wegen defekter Gummis auch gew., ohne die A-Welle im Blick gehabt zu haben :-(). Ich fahr ja dann schon längere Zeit mit der „losen“ Antriebswelle (ohne sichtbaren Ölaustritt und ohne merkliche Geräusche). Kann die eigentlich mal ganz aus der Verzahnung rausrutschen?

    Der Vorderachsträger ist schon da (hatte ich nach dem letzten TÜV-Hinweis beschafft). Neue Schrauben fehlen noch.

    Einen 3 teiligen Kupplungssatz hab ich schon bestellt – Sachs 3000174006 (200er incl. Ausrücklager). Wurde als passend zur Schlüsselnummer 0039 894 angeboten, ohne Bennennung der Fahrgestellnummer – ich hoffe, dass der Satz passt.

    Auch die Simmeringe (1x Elring f. KW, 2x Febi f. A-Wellen, 1x Corteco f. Eingangswelle) sind geordert. Sollte ich mir bei dem Corteco (war nur der Hersteller gelistet) für die Eingangswelle Sorgen machen? Gibt’s da ev. Erfahrungen?

    Zum Tausch des KW-Simmerings:

    • Ist bei der Laufleistung von 300Tkm mit einer eingelaufenen KW zu rechnen?
    • ..und wenn ja, sollte man dann den Simmering nicht ganz „einschlagen“, damit er auf einer anderen Stelle der KW dichten kann? Geht das überhaupt, ist dafür Platz da oder schleift dann die Schwungmasse am Simmering, was natürlich tödlich wäre?

    Die Kunststoffbuchsen für den Kupplungshebel konnte ich leider noch nicht finden. Ev. muss ich beim FOH anfragen. Sollten die unbedingt ersetzt werden?

    Eine Frage zu den Schwungradschrauben: Mit welchen Drehmoment bzw. Winkel sind diese anzuziehen und hast Du mit dem “über Kreuz anziehen“ nicht so gute Erfahrungen gemacht?

    Ansonsten werde ich schon mal beginnen, die Gewinde der großen Karosserieschrauben mit Ballistol oder WD40 zu motivieren. Tws. ist da ja nicht so gut ranzukommen.

    Beste Grüße

    Andre

  • ...noch eine Frage. Bei mir läuft ja das Motoröl an der Schwungmasse runter. Der KW-Simmering ist ja das Eine, der KW-Lagerbock das Andere!

    Kann man die Ölaustrittstselle nach der Demontage der Schwungmasse eindeutig zuordnen? Anlassen ist ja dann ohne Schwungrad und "hängenden Motor" schlecht möglich.

    Beste Grüße

  • Oel empfehle ich immer gutes 75W90, Additiv brauch man nicht unbedingt, wenn man gutes Oel nimmt, aber machts nicht schlechter....

    Achsträger.....kriegt man ja im Netz auch gepulvert.....

  • caravan

    ...noch eine Frage. Bei mir läuft ja das Motoröl an der Schwungmasse runter. Der KW-Simmering ist ja das Eine, der KW-Lagerbock das Andere!

    Ich weiß jetzt nicht was Du mit KW-Lagerbock meinst.

    Zum Simmerring/eingelaufene Kurbelwelle: auch bei hohen Laufleistungen fielen mir nie nennenswerte Einlaufspuren auf; das Material der KW ist gut hart. Anders als bei stirnseitigen Übergangsflanschen aus Alu (siehe CIH Motor, da war durchaus immer eine Einlaufrille vorhanden). Konnte man lösen indem man dem Simmerring die Spiralfeder entnahm und die Feder um ca 8mm kürzte und wieder verdreht zusammenfädelte. So entstand geringfügiger besserer Anpreßdruck.

    In Anbetracht des Alters unserer Fahrzeuge ist generell zu bedenken daß im Gesamten eine Alterung sämtlicher Dichtmaterialien vorhanden ist; deswegen arbeite ich (auch bei anderen Old&Youngtimern) stets so daß ich alle Baugruppen versorge. In deinem Fall wäre auch die Ölwanne/Ölwannendichtung ein genaueres Augenmerk wert. Denn: wenn du eh schon ziemlich alles weg und offen hast, mach doch die gleich mit - dann nervt sie dich die nächsten Jahre nicht mehr.

  • caravan

    ...noch eine Frage. Bei mir läuft ja das Motoröl an der Schwungmasse runter. Der KW-Simmering ist ja das Eine, der KW-Lagerbock das Andere!

    Ich weiß jetzt nicht was Du mit KW-Lagerbock meinst.

    Zum Simmerring/eingelaufene Kurbelwelle: auch bei hohen Laufleistungen fielen mir nie nennenswerte Einlaufspuren auf; das Material der KW ist gut hart. Anders als bei stirnseitigen Übergangsflanschen aus Alu (siehe CIH Motor, da war durchaus immer eine Einlaufrille vorhanden). Konnte man lösen indem man dem Simmerring die Spiralfeder entnahm und die Feder um ca 8mm kürzte und wieder verdreht zusammenfädelte. So entstand geringfügiger besserer Anpreßdruck.

    In Anbetracht des Alters unserer Fahrzeuge ist generell zu bedenken daß im Gesamten eine Alterung sämtlicher Dichtmaterialien vorhanden ist; deswegen arbeite ich (auch bei anderen Old&Youngtimern) stets so daß ich alle Baugruppen versorge. In deinem Fall wäre auch die Ölwanne/Ölwannendichtung ein genaueres Augenmerk wert. Denn: wenn du eh schon ziemlich alles weg und offen hast, mach doch die gleich mit - dann nervt sie dich die nächsten Jahre nicht mehr.

    Nicht nur Wanne, da fällt mir ein, wenn man die Wanne ab hat, kann man auch gleich vorher mal Oeldruck messen, und den Saugrüsseldichtring wechseln, ist ja fix...

    Mein GSI war kurz vor Motorschaden, weil Oelpumpe verschlissen war, k.a. wieso, lieferte von jetzt auf gleich kaum Druck mehr....

    Hätte ich den Wagen nicht deutlich überfüllt, wäre der nicht nach Hause gekommen....

  • Immer dran denken, Schrauben mit viel Gefühl anziehen, kriegen nur 8nm...

    Wenn zu fest ist, wirkt der Nullring nicht, weil er breit gedrückt wird und das Oel geht am links und rechts vorbei, seitdem schwöre ich auf ne Oeldruckanzeige...

    Die hat mir im alten Auto den Motor gerettet, weil son Depp die Schrauben zu sehr angerammelt hat, seines Zeichens sogar Kfz Mechaniker....

    VW Schrauber halt....

    Seitdem haben sich meine Opelz immer bitter böse gerächt und ihm Verletzungen zugefügt....

    charma schlägt zurück.

  • Danke für die tollen Tipps!!!

    Der neue Achsträger ist auch gepulvert, halt für die nächsten 25 Jahre :-).

    Das die Kurbelwelle so robust ist und wohl nur min. Einlauferscheinungen haben wird, freut mich!

    Zum Lagerbock: Das Motorgehäuse ist an den KW-Lagern geschlitzt, damit man überhaupt die „unförmige“ KW in den Block bekommt (denk ich mir mal so). Dort ist dann der Lagerbock eingesetzt. Damit sind natürlich 2 Trennfugen verbunden, die dicht sein sollten (die Trennfugen sieht man auch von unten, wenn man die Ölwanne ab hat, sollen immer mit extra Dichtungsmittel bestrichen werden).

    Die Ölwanne hatte ich wegen dem Ölverlust schon 2x ab und jeweils mit neuer Dichtung und Petec Hochtemperatur Silikon montiert und auch mit 8NM angezogen – Öl lief leider immer noch. Dann hab ich nach Abnahme des Kupplungsbleches (3 St. 11er Schrauben) mit Bremsreiniger die ölverschmierte Schwungmasse auf der Motorseite ordentlich sauber gemacht, 20 km gefahren und nach 15min Standzeit lief an der Schwungscheibe das Öl runter – siehe Foto (verteilt sich dann bei weiteren Fahraktivitäten in Richtung Ölwanne + -dichtung etc.).

    Die Ölwanne vom Motor wollt ich diesmal nicht mit anfassen, aber danke für die guten Tipps, auch über den Sinn einer Öldruckanzeige!!! Wie realisiert man das am Günstigsten? Hätte da jetzt keinen Plan…

    Viele Grüße Andre

  • Wie sieht es denn von oben her aus, Kopfdichtung, Ventildeckeldichtung, Getriebeentlüftung, alles dicht soweit? Nicht daß von oben her auch noch ein Segen kommt?

    Wobei mir das schon sehr stark nach Simmerring aussieht.

    Welches Motoröl fährst Du? Doch hoffentlich nichts unter 10W?