Hallo,
in diesem Thread möchte ich die Informationen bündeln, was gemacht und beachtet werden muss, wenn man einen Astra f auf V6 TÜV gerecht umbauen möchte.
1. Welche Motoren eignen sich für den Umbau?
Die „alten“ Opel V6 gab es in unterschiedlichen Varianten in verschiedenen Fahrzeugen, wobei die größten Unterschiede eher in den Anbauteilen zu finden sind. Vorab eine Übersicht, der in Frage kommenden Grund-Motoren:
- C25XE aus dem Calibra / Vectra A
- X25XE aus dem Calibra (Calibra Last Edition)
- X25XE / X25XEI / Y26SE X30XEI aus dem Vectra B
- X25XE / Y26SE / X30XE / Y32SE aus dem Omega B
- X30XE aus dem Sintra
- Z32SE aus dem Vectra C
Die größten Unterschiede, welche für den Umbau in unserem Falle relevant sind, liegen in der Elektronik, der Ansaugbrücke, Ölwanne samt Ölansaugrohr und Abgasnorm.
1.1 Motor-Elektronik
Vom Grundaufbau des Motorblocks sind die Motoren äußerlich identisch und passen somit in den Astra. Die Ansaugbrücken sind teils sehr unterschiedlich aufgebaut und können nur bedingt mit Änderungen verbaut werden. Auch ist die Elektronik sehr sehr unterschiedlich. Z.B. lässt sich die Elektronik vom Calibra (egal ob C25XE oder X25XE) sehr leicht an den Astra adaptieren, da sie aus der gleichen Zeit bei Opel stammen und sehr ähnlich aufgebaut sind. Bei mir waren die Kabelfarben zur Verbindung des Motorkabelbaums identisch und an derselben Stelle. Vectra B und Omega B ist da schon deutlich komplizierter, aber machbar. Vectra C hingegen ist mir bisher noch nicht bekannt, dass das originale Steuergerät genutzt wurde, sondern man eher auf Vectra C Brücke mit Zusatzsteuergerät/ freiprogrammierbaren Steuergerät ging.
1.2 Ansaugbrücke
Ähnlich wie bei der Elektronik gibt es auch bei den Ansaugbrücken große Unterschiede. Während die Ansaugbrücke vom Calibra perfekt in den Astra F Motorraum passt, muss man bei der Vectra B Brücke schon einiges anpassen / beachten, bis diese ihren Platz findet. Die Omega B und Vectra C Brücke bekommt man nur mit etwas größerem Aufwand unter die Astra f Haube.
Beispielbild für eine Calibra V6 Ansaugbrücke (C25XE / X25XE im Astra f).
Beispielbild für einen Vectra B i500 im Astra f von problem3110
1.3 Abgasnorm
Bei der Abgasnorm müssen wir aufpassen, welche Abgasnorm unser umzubauende Astra hat. Wurde er mit Euro 1 ausgeliefert, ist die Motorenwahl denkbar einfach, da alle Motoren mindestens Euro 1 haben (C25XE) oder besser. Wurde der Astra mit Euro 2 oder gar D3 ausgeliefert, dürfen wir uns nicht verschlechtern und müssen einen X-Motor, z.B. X25XE wählen. Es gibt auch Mini-Kats für den C25XE, um ihn auf Euro 2 zu bringen, womit die Umrüstung bisher auch immer möglich war. Bitte am besten mit dem TÜV/Dekra Prüfer vorab absprechen.
1.4 “Beste-Case“ Calibra X25XE (1996-1997)
Im Calibra gab es nicht nur den C25XE, sondern auch einen X25XE. Der X25XE im Calibra hatte die gleiche Ansaugbrücke wie der C25XE. Die Unterschiede liegen lediglich darin, dass dieser X25XE eine Sekundarlufteinblasung mit andere Einlass-Nockenwelle hat (9,2 statt 10 mm Hub). Das Motorsteuergerät hat einen Pin mehr für dessen Steuerung und der Kabelbaum ist somit auch minimal anders. Dieser Motor besitzt im Gegensatz zu vielen anderen D3 Motoren KEINE Abgasrückführung (AGR).
Der Calibra X25XE passt mechanisch ohne Änderung in den Astra f, die elektronische Anbindung ist leicht und der Motor erfüllt mit seiner D3 Abgasnorm die Auflagen für jeden Astra f.
1.5 Hubraum: 3 oder 3,2 Liter im Astra f
Wer nicht „nur“ 2,5 Liter im Astra F fahren möchte, kann auch die größeren Motoren z.B. X30XE in Kombination mit den Anbauteilen vom 2,5er aus dem Calibra / Vectra A (oder auch Vectra B). Es gibt im Internet passende "Chips" für das Motorsteuergerät. Anbauteile wie z.B. Ansaugbrücke, Kabelbaum, Motorsteuergerät und Sensoren verwendet man vom 2,5er. Die Eintragung hierbei ist leider sehr herausfordernd, da z.B. die C25XE Ansaugbrücke nie in Verbindung mit einem 3,2er Motor geprüft wurde. Somit gibt es kein offizielles Abgasgutachten – so war zumindest die Aussage der Prüfer, mit denen ich sprach. Die Erstellung eines Abgasgutachtens ist nicht unerheblich. Bitte sprecht mit eurem Prüfer vorab, vielleicht sind meine Informationen auch nur nicht korrekt.
2. Der Umbau
2.1 Motorhalterung und Drehmomentstütze
Für den Einbau des V6 Motors in einen Astra f benötigt man die Motorhalter vom Calibra V6 auf der Beifahrerseite. Der Motorhalten hinten in der Nähe der Spritzwand sowie der Getriebehalter auf der Fahrerseite sind abhängig von der Wahl des Getriebes.
Calibras mit dem V6 hatten eine Drehmomentstütze am Dom auf der Beifahrerseite, wenn das Fahrzeug ein Schaltgetriebe hatte. Die Automatik-Fahrzeuge hatten keine Drehmomentstütze. Für die Eintragung ist eine Drehmomentstütze nicht zwingend erforderlich. Ich kann sie allerdings nur empfehlen. In meinem Falle hatte ich die Halterung am Dom an den originalen Schweißpunkten ausgebohrt und an den Astra angepasst sowie verschweißt. An der Stelle saß früher der Wischwasserbehälter, welcher dort nun keinen Platz mehr hat. Es bietet sich hier an, den Wischwasserbehälter vom Astra f mit SWRA (Scheinwerferreinigungs-Anlage) zu verwenden. Der Tank dafür wird im Radlauf auf der Beifahrerseite montiert. Die originalen Punkte sind bereits in der Karosse vorab markiert, sodass die Nachrüstung leicht ist.
2.2 Getriebe
Die V6 Motoren in dem Calibra, Vectra A und Vectra B wurden vom Werk aus mit einem recht langen F25 Getriebe ausgeliefert. Die Schwungscheibe ist ebenfalls relativ schwer, sodass der V6 in dieser Verbindung gerne etwas träger wirkt. Die 4 Zylinder Getriebe der 1,8er bis 2,0er Motoren passen mit kleinen Anpassungen an den V6 (z.B. F16, F18, F18+, F20 und F28). Hierbei muss man allerdings den Längenausgleich des Motors beachten. Entweder mit einem Versatz-Kit oder eine Distanzplatte zwischen Motor und Getriebe. Persönlich kann ich das Versatz-Kit empfehlen, da man so die originale Schwungscheibe und Kupplung des 4-Zylinder Motors fahren kann. Bei der Wahl des Getriebes muss zudem beachtet werden, dass diese unterschiedliche Motor-Drehmomente aushalten. Ein F20 ist zwar deutlich leichter als ein schwereres F28 Getriebe, kann dafür aber auch nicht ganz so viel Leistung vertragen.
ACHTUNG:
Für die Eintragung ist entscheidend, dass die Übersetzungsänderung durch das „neue“ Getriebe nicht größer als 8% zum Serien V6 Getriebe ist, ansonsten gilt das Abgasgutachten nicht mehr und man müsste ein neues erstellen lassen.
2.3 Abgasanlage
Abgas-Krümmer und Kat müssen vom Spender (Z.B. Calibra V6) übernommen werden, damit das Abgasgutachen erhalten bleibt. Es gibt Fächerkrümmer der Firma Friedrich Motorsport mit Gutachten für die V6 Motoren, welche ebenfalls verwendet werden können. Bei der Auspuffanlage sollte man mindestens auf eine Gruppe A Sport-Auspuffanlage zurückgreifen, dass ist allerdings nur eine Empfehlung.
2.4 Antrieb
Grundsätzlich benötigt ihr Antriebswellen und Federbeine von Astras / Vectra A / Calibra mit den größeren Motoren ab 1,8 Liter Hubraum. Ihr habt zudem die Wahl zwischen 4-loch und 5-loch. Hinten müsst ihr einfach die Radnaben vom Vectra A V6 verbauen, wenn ihr auf 5-loch wechseln wollt. Vorne benötigt ihr die richtigen Radnaben zu eurem Federbein oder kauft direkt ein Calibra / Vectra A 5 Loch Federbein.
Achtung: Es gibt verschiedene Varianten von Federbein, Radnabe und Radlager, die untereinander nicht kompatibel sind. Genau aufpassen, dass Radnabe, Lager und Federbein zusammenpassen.
Je nach Bremsanlage ist zudem der Außendurchmesser der Radnabe wichtig. Weitere Infos dazu findet ihr hier:
2.5 Bremsanlage
Grundsätzlich ist die Astra F GSI Bremsanlage bis 170 PS zugelassen und könnte theoretisch mit dem V6 zulässig sein. Heutzutage ist die GSI Bremse mit ihren 256mm großen Bremsscheiben vorne zu klein dimensioniert, weswegen man mindestens zur Vectra A V6 Bremse mit 284 mm greifen sollte. Die 288mm Bremse des Vectra B V6 gab es auch zuletzt beim Calibra und passt plug and play, mit Ausnahme der Radnaben. Bleibt man bei 4-Loch, benötigt man spezielle Bremsscheiben samt Zentrierring, z.B. hier:
- AT-RS Opel Zentrierringe: https://www.at-rs.de/shop/index.php…5&cPath=113_143
- AT-RS Opel Sonderbremsscheibe 288x25: https://www.at-rs.de/shop/index.php…4&cPath=113_114
Beispiel:
So sehen die 4-Loch Sonderbremsscheiben inklusive Zentrierringe in 288x25 von AT-RS aus:
Die 288er Bremse passt auch unter manche 15-Zöller, z.B. den GSI-Felgen:
Man kann zudem die 288er Bremse noch aufrüsten mit den Bremssattelhaltern vom Vectra B i500, da dort die gleichen Sättel verbaut wurden. Diese Bremse hat dann 308x25 mm große Bremsscheiben und ist nochmal etwas standfester. Hinten braucht ihr mindestens die GSI Scheibenbremse mit ihren 260x10 mm großen Bremsscheiben. Der Vectra A V6 hatte dieselbe Größe. Solltet ihr von Bremstrommel auf Scheibenbremse umrüsten wollen, benötigt ihr zudem andere Bremsdruckminderer (3/20er) oder andere Federn für den Lastabhängigen Bremsdruckminderer. Der Umbau auf Scheibenbremse ist aber kein V6 exklusives Thema und wurde hier im Forum schon ausführlich besprochen, weswegen ich hier nicht weiter drauf eingehen möchte.
Zusammengefasst:
Vorne: mindestens 284x24mm (auch LK 4x100)
Hinten: 260x10mm
2.6 Fahrwerk
Beim Fahrwerk und den Rädern ist wichtig, dass diese für die höhere Achslast (~1.000 kg) ausgelegt sind. Als Fahrwerk bieten sich Federn vom Vectra A V6 an. Solltet ihr Tieferlegungsfedern vom Vectra A V6 verbauen, denkt an kürze Sportstoßdämpfer vom Astra f. Die Vectra A Dämpfer passen nicht!
Reifen und Felgen müssen ebenfalls das höhere Gewicht tragen können (mindestens W oder ZR-Bereifung ab 270 km/h).
2.7 Tacho
Damit der Drehzahlmesser den richtigen Wert anzeigt, benötigt ihr einen Vectra A V6 Tacho bzw. die Platine des Drehzahlmessers. Die Platine des Drehzahlmessers könnt ihr auch einfach in euren bisherigen Astra f Drehzahlmesser verbauen. Wichtig hierbei ist, dass der Astra f Drehzahlmesser die gleiche Skala wie der V6 hat, sprich bis 7000 Umdrehungen eine V6 Platine im 8000er Drehzahlmesser zeigt leider falsche Werte an.
Das F25 Getriebe vom V6 hat leider keinen Anschluss für eine Tachowelle. Beim Vectra A V6 Tacho kommt das Geschwindigkeitssignal vom ABS-Steuergerät. Es gab Astra f, die ebenfalls das Tachosignal vom ABS-Steuergerät bekamen, sind aber sehr selten. Möchte man das F25 Getriebe fahren, muss man auf das ABS-Steuergerät samt Stecker vom V6 umbauen, um das Geschwindigkeitssignal zu bekommen.
Bei den Getrieben mit Tachowelle kann man die Tachowelle gewohnt weiter nutzen und hat diese Problematik nicht.
2.8 Kühler
Leider baut der Motor mit seinen Krümmern nach vorne Richtung Kühler auf, sodass der Serienkühler nicht mehr passt. Der Kühler muss etwas weiter unter den Schlossträger wandern. Dafür kann man unterschiedliche Lösungen fahren. Ich verwende bei mir den Vectra A V6 Kühler und habe den Schlossträger etwas angepasst. problem3110 hat bespielsweise bei seinem i500 Umbau auch den Kühler vom Vectra b i500 verbaut.
Hier die Variante mit dem Vectra A V6 Kühler im Astra F:
2.9 Benzinpumpe
Solltet ihr noch keine Benzinpumpe der "großen" Motorisierung haben, müsst ihr die Benzinpume der 2 Liter Motoren für den Astra verbauen
2.10 Luftfilterkasten
Leider gibt es keinen passenden Luftfilterkasten aus dem Opelregal, den man plug and play nehmen könnte. Oft wird der Luftfilterkasten selber umgebaut, indem man Unterseite und Oberseite vom Astra f nimmt und aus der Oberseite mti dem V6-Pendant eins macht, mithilfe von Dremel, Lötkolben und Expoxidharz.
Luftfilterkästen vom Vectra A V6 (links) im Vergleich zum Astra F X16SZR (rechts):
Der fertig umgebaute Astra F Deckel, passend für die C25XE Ansaugbrücke im Astra f und für das Astra f Luftfilterkastenunterteil.
Habt ihr Fragen, Anmerkungen oder Ergänzungen? Nur raus damit 
Gruß
Lars
